When Memory fades
Bericht aus der Wilhelmshavener Zeitung von Henning Karasch
Zu einem besonderen Chorkonzert, das danach fragt, was bleibt, wenn Erinnerungen verblassen, was uns festhält, wenn ein Mensch sich durch seine Krankheit verändert, begrüßte Pastorin Anke Stalling die Gäste in der sehr gut gefüllten Banter Kirche.
Betroffenen eine Stimme geben
Der Kammerchor Wilhelmshaven unter Leitung von Gerrit Junge hatte sein Programm „When memory fades“ überschrieben, was genau diese Situation bezeichnet. Empfindungen von Demenz-Betroffenen und ihrer Angehörigen nachzuzeichnen und diesen Emotionen eine Stimme zu geben, sei dabei ihr Bestreben, so Junge über die Idee des Konzerts, das bereits in Berlin und Hannover gesungen wurde.
Ruhig schwebte die Melodie des Titelliedes „When memory fades“, begonnen von den Frauenstimmen und begleitet von gedämpftem Orgelklang, durch die Kirche. Das Stück wurde zum Abschluss noch einmal in anderem Satz gesungen. „Demenz ist ein sensibles Thema, stark in der Gesellschaft verbreitet. Alle eint ein hartes Schicksal, liebgewonnene Menschen sind mit dieser Situation konfrontiert. Musik und Texte zeichnen Empfindungen nach, die zur Sache sprechen, Qualen der Verlustängste, geduldiger Mut, Verbindendes, das Bestand haben wird“, so Junge.
Der Text von Johann Sebastian Bachs Motette „Komm, Jesu, komm“ sei noch nicht im Kontext des Themas Demenz wahrgenommen, eine Trauermusik, der ein berührender Abschiedston innewohne. Die Klangvielfalt reichte von kraftvoll bis melancholisch. „Only in sleep“ unterstrich die Bedeutung von Erinnerung. Wenn naheliegende Ereignisse an Kontur verlören, seien Kindheitserinnerungen präsent. So auch dieses Werk, von zartem Sologesang eingeführt und beendet, das Personen im Schlaf konkret vor Augen brachte.
„DemenzNetz“ bietet Unterstützung
Christiane Stückemann vom „DemenzNetz“ Wilhelmshaven erklärte, welch vielfältige Gruppen ihre Erfahrungen einbringen. „Demenz macht Angst, es ist ein Tabuthema. Wir stemmen uns gemeinsam gegen diese Angst, machen Mut, betrachten, was noch da ist und setzen Zeichen in einer offenen Gesellschaft“, sagte die Fachfrau. Gute Momente und Gefühle seien immer noch da. Das „DemenzNetz“ schaffe Begegnungen zwischen Generationen und nutze Therapiehunde als Brücke. Es wird beraten und geschult, eine Selbsthilfegruppe für Angehörige geleitet und gute Kontakte gepflegt. Die Betroffenen sollten so lange wie möglich selbstständig, sich wertgeschätzt und wahrgenommen fühlen.
„Komm, Trost der Welt, du stille Nacht“ folgte „Licht nach dem Dunkel“, in dem das Zeit überbrückende Wort „nach“ eine Hauptrolle hatte. Zuversichtlich ertönte hier das Solo zum Klavier, vom Chor mit Summen begleitet. „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ hatte Junge selbst vertont. Eindrücklich stieg die Melodie empor. Pastorin Anke Stalling trug die Geschichte von Gertraud und Hans vor, die durch seine Demenz immer isolierter wurden. Sie dankte für ein Konzert voll Trost und Innigkeit.